Samstagmorgen um 9 Uhr waren am Freibad Lahde die Feuerwehrfahrzeuge des Alarmkreises 2 zu sehen. Das Übungsszenario hieß „Unbekannter Geruch. Mehrere Anrufe, mehrere Personen klagen über Atemreizungen und Kopfschmerzen“. Insgesamt waren 126 Personen an der Übung beteiligt, darunter Einsatzkräfte der Feuerwehren Petershagen und Minden, dem DRK Ortsverein Lahde, Mitarbeitende der Stadt Petershagen und des Freibads Lahde.
Einsatzleiter Patrick Wichmann verschaffte sich vor Ort ein Bild von der Lage und setzte den ersten Trupp unter schwerem Atemschutz zur Erkundung ein. Die erkundete Lage stellte sich wie folgt dar: Im Freibad Lahde gab es einen Chlorgasaustritt aus vier Chlorgasflaschen mit je 65kg Inhalt. Es waren 100 Personen betroffen, davon die meisten Kinder und Jugendliche. Die Personen klagten teilweise über Atemreizungen und Kopfschmerzen. Ein weiterer Trupp brachte die Personen aus dem Freibad und übergab diese an den Rettungsdienst. Ein weiterer Trupp unter schwerem Atemschutz kontrollierte das Freibad. Es konnten keine weiteren Personen im Innenbereich mehr festgestellt werden. Beide Trupps wurden durch einen Notdekon-Platz dekontaminiert. Parallel wurde die Organisation der Einsatzstelle aufgebaut und auf die Fahrzeugaufstellung geachtet. Die Einsatzkräfte wurden zu Beginn der Übung an drei Bereitstellungsräume alarmiert. Neben dem Lahder Bahnhof und dem Bismarckplatz war der dritte Bereitstellungsraum der Bauhof Lahde. Dies hatte den Vorteil, dass der Einsatzleiter die Fahrzeuge nach Bedarf zur Einsatzstelle rufen konnte und keine Rettungswege an der Einsatzstelle zugestellt werden.
Neben den Kräften der Feuerwehr Petershagen war zudem auch die ABC-Einheit aus Minden mit dem Gerätewagen Messtechnik und dem Abrollbehälter Gefahrgut vor Ort. Gemeinsam wurde der Einsatzabschnitt CSA gebildet.
Nach erfolgreicher Menschenrettung konnte sich um die Ursache der Alarmierung gekümmert werden. Weitere Trupps sind mit Chemikalienschutzanzügen vorgegangen, um Messungen durchzuführen und die Ursache des Chlorgasaustritts zu finden und abzudichten. Hierzu wurde vorrangig auf den Eigenschutz der Feuerwehrkameradinnen und -kameraden geachtet und als erstes ein Dekon-Platz aufgebaut. Dieser dient dazu die vorhandenen Chemikalien auf dem Chemikalienschutzanzug mit Wasser abzuspülen, um ein möglichst gefahrfreies Ausziehen des Anzugs zu ermöglichen.
Im weiteren Einsatzverlauf führte der Rettungsdienst eine Kategorisierung der beteiligten Personen durch. 14 von ihnen wurden aufgrund ihrer Verletzungen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Im realen Einsatzfall wird bei dieser Lage die Bevölkerung im Umkreis um das Freibad von der Polizei evakuiert. Die Ergebnisse der Messung entscheiden über den jeweiligen Radius der Evakuierung. Des Weiteren wird auch eine Information an die Bevölkerung mittels WarnApps ausgelöst, damit Fenster und Türen geschlossen gehalten werden.
Es stelle sich heraus, dass vier Chlorgasflaschen am Ventil nicht fachgerecht verschlossen waren. Der Trupp mit Chemikalienschutzanzug musste Reparaturarbeiten an den Ventilen durchführen und konnte sie anschließend sicher verschließen. Anschließend wurden noch weitere Messungen im Bereich des Freibads durchgeführt, um festzustellen, ob die Chlorgaskonzentration in der Luft geringer ist und eine Entwarnung der Bevölkerung erfolgen kann.
Während einer Lagebesprechung der Führungskräfte wurde entschieden die Übung nach diesen Maßnahmen erfolgreich zu beenden. Vom Übungsleiter Tobias Rousselle, der diese Großübung mit seinem Team ausgearbeitet hat, wurde die gute Fahrzeugaufstellung an der Einsatzstelle und Durchführung der Übung gelobt.
Der Ausklang der Übung fand beim DRK in Lahde statt. Die Kameradinnen und Kameraden haben für alle beteiligten Personen der Übung gegrillt und Getränke bereitgestellt.